Beryllium Bier
Kyoll kreieren ihr eigenes Musikgenre: Postapokalyptischer Endzeitfolk. Sie vermischen mittelalterliche und klassische Instrumente mit elektronischen Beats. Stilbrüche sind an der Tagesordnung. Thematisch auf die Endzeit bezogen, spielen sie mit atomarer Bedrohung, neuen Weltordnungen, Anarchie und Moral.
Auf den Konzerten von Kyoll wird ein besonderes Bier angeboten. Beryllium-Bier wurde eigens als Marke von der Band kreiert. Das giftgrüne Bier hat bei den Fans Kultstatus und firmiert ironisch-zynisch als Getränk der Apokalypse.
In der Vorstellung der Endzeit wird die Apokalypse oft durch einen atomaren Overkill oder einer Umweltkatastrophe ausgelöst. Die Erde ist verseucht und die Ressourcen sind knapp. So auch das Gedankenspiel zu dem Bier. Es ist radioaktiv verunreinigt und wird symbolisch mit einem grünen Farbstoff versehen.
Für Musik zu werben ist eine komplexe Angelegenheit. Man kann für einen neuen Song oder eine CD mit Teasern werben. Doch wie bewirbt man eine Band analog? Bier hingegen ist weniger erklärungsbedürftig und fast jeder kann sich mit Bier identifizieren. Warum nicht analoge Werbung für die Band und Bier miteinander verknüpfen, zumal der Grundstein der eigenen Biermarke bereits gelegt ist?
Wo erreicht man Menschen, die sich für die Thematik Endzeit interessieren und Bier mögen? In Szeneclubs, Konzerthallen und Rollenspieler-Treffpunkten, an denen in der Regel auch Bier ausgeschenkt wird. Wie könnte man hier kostengünstig und ohne viel Aufwand werben? Eine platzierte Plakatserie für das ungewöhnliche Beryllium-Bier weckt hier automatisch auch das Interesse für die Band.
Ich habe mich gefragt, welche ironisch zwinkernd „positiven“ Eigenschaften radioaktiv verunreinigtes Bier haben könnte und es haben sich drei Thematiken herauskristallisiert:
Kleine Vergiftungen erhöhen die Resistenz.
Es fördert die Mutation, gute Anpassungsfähigkeit.
Es hebt die Laune, du strahlst von innen heraus, eigene Leuchtkraft.
Die Plakate lassen den Betrachter innehalten, das Setting scheint bekannt zu sein, jedoch stimmt hier etwas nicht.
Schokoratte: „Stärkt das Immunsystem“
Das Mädchen hält nicht wie gewohnt den typischen Liebesapfel in der Hand, sondern eine mit Schokolade überzogene Ratte.
Schwimmende Frau: „Alles im grünen Bereich“
Der eigentlich positiv besetzte „grüne Bereich“ ist hier radioaktiv verseucht. Der Frau steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals, neben ihr schwimmt ein toter Fisch und an ihren Beinen haben sich Flossen gebildet.
Madonna: „Keep your Radiation“
Die lässige Aufforderung ist ironisch gebrochen: Die Madonna trägt das Zeichen für Radioaktivität auf ihrer Stirn und ihre Nase blutet.